2 - Irrtum / Mißverstehen



Herausforderung:
  • Erkennen, in welchen Formen sich Irrtum in unserem Leben manifestiert, ohne daß wir uns dessen bewußt sind
  • Irrtum vermeiden, bevor er uns beeinflußt
  • Dieses Hindernis für unser Leben ein für allemal zu neutralisieren

Aktiv in:
  • STUFE 1 bis 6

 

 

Was ist Irrtum ?

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  • Wir erfahren Irrtum, wenn wir aufhören, wachsen zu wollen.
  • Wir erfahren Irrtum, wenn wir Vorstellungen auf unsere Wahrnehmung projizieren, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
  • Wir erfahren Irrtum, wenn wir unbedingt etwas sehen wollen, das nicht der Realität entspricht.

    Die Tatsache, daß viele andere Menschen ebenfalls irrtümlichen Vorstellungen unterliegen, bietet keinen Schutz. Irrtum bleibt Irrtum, selbst wenn er salonfähig ist oder eine Regierung dessen Befolgung mit Zwang durchsetzt. Ganze Gesellschaftsgruppen, Nationen und auch die gesamte Weltbevölkerung kann unter dem Einfluß von Irrtum stehen.



 

Wer verursacht Irrtum ?

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Irrtum entsteht durch uns selbst und nur durch uns selbst
- entweder dadurch, daß wir

  • fehlerhafte Vorstellungen in uns kreieren, oder
  • Ideen, Lehren und Glaubenssysteme übernehmen (lernen, glauben), die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen und/oder nicht auf Wachstum gerichtet sind.

    Beide Varianten verhindern mit gleicher Intensität, daß wir angenehmere Existenzebenen finden.


Irrtum kommt nie von außen !


    Es ist unsere eigene, persönliche Verantwortung, alle Glaubenssätze, Dogmen, Vorstellungen und Modelle, an denen wir unser Handeln und unsere Ansichten orientieren, zu prüfen, ob sie die Entfaltung innerer und äußerer Fähigkeiten unterstützen oder nur einen bequemen emotionalen und sozialen Stillstand festschreiben. Dabei ist irrelevant, ob diese Ideen in uns selbst entstanden oder von anderen übernommen wurden.

    Wenn das, woran wir glauben oder wovon wir überzeugt sind, fehlerhaft ist, und unser Leben infolge dieses Irrtums negativ beeinflußt wird, nützt es nichts, anderen die Schuld dafür zu geben. So sehr wir diese Verantwortung auch abschieben möchten, - wir sind zweifelsohne die, die die Folgen des Irrtums tragen, - und deshalb sind wir auch diejenigen, die etwas dagegen tun müssen, wenn wir dies abstellen wollen.


Anderen Schuld zuzuschieben
beseitigt nie die wahre Ursache von Irrtum !


    Schuldzuweisungen verkomplizieren nur das Problem, da wir uns dadurch den Zugang zur eigentlichen Ursache des Irrtums verbauen. Anderen Schuld zu geben sucht Ursachen dort, wo sie nicht sind und nie waren.

    Beispiel: Wenn wir über einen Stein stolpern, geben wir impulsiv dem Stein, der Person oder den Umständen, die dieses Hindernis dorthin plazierten, Schuld dafür ('Dieser blöde Stein!'). Es ist jedoch ausschließlich unsere eigene Unaufmerksamkeit, die uns stolpern ließ.

    Solange wir äußeren Faktoren 'Schuld' geben, programmieren wir uns unzählige weitere negative Erfahrungen dieses Typs.

    Wenn wir jedoch Verantwortung für unsere Denkfehler und Fehleinschätzungen übernehmen, können wir dagegen etwas tun und zukünftige unangenehme Erlebnisse im Voraus abwenden.



 

Wie erkennen wir Irrtum ?

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Irrtum, der in unser Leben tritt, trägt keinen speziellen Aufkleber

'VORSICHT - Dies hier ist fehlerhaft !' -

    Im Gegenteil, - er versteckt sich chamäleonartig in vielen verschiedenen Formen. Häufig wird Irrtum mit Charisma und erheblichem sozialem Druck als 'die einzige Wahrheit' präsentiert. Dieser Druck kann so übermächtig sein, daß wir meinen, uns dessen Einfluß nicht entziehen zu können.

    Genau dies liefert uns aber auch den Schlüssel, mit dem wir Irrtum identifizieren, bevor er unser Leben negativ beeinflußt !

    Wenn die Präsentation einer Idee darauf abzielt Einwände, Kritik und Vorsicht beiseitezuwischen, warnt uns gewöhnlich ein Gefühl im Bauch, daß irgendetwas nicht stimmt.

    Es lohnt sich, auf dieses subtile Gefühl zu hören, besonders wenn wir gedrängt werden, speziell dieses Warnsignal zu ignorieren.

    Schlafen Sie drüber, denken Sie darüber nach, holen Sie sich mehr Informationen, fragen Sie andere (Kritiker) nach deren Erfahrungen, beobachten Sie die Wortführer genauer - finden Sie mit allen verfügbaren Methoden heraus, warum Ihre Intuition Sie warnt. Sie ersparen sich damit oft einen Rattenschwanz an Problemen.



 

Was ist mit Irrtum, der uns BEREITS JETZT beeinflußt ?

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Auch hier liefern die inneren Sinne uns den Schlüssel.

    Irrtum erzeugt Gefühle von Unglück, Rückweisung, Einsamkeit, Wertlosigkeit, und die Empfindung, daß Leben keinen Sinn mehr macht. Irrtum vermittelt den Eindruck, daß Projekte, Partnerschaften, Arbeit, das Leben als Ganzes etc. nicht funktionieren.

    Diese Gefühle sind Warnsignale. Wir fühlen uns unglücklich, weil irrtümliche Vorstellungen unser natürliches Wachstum blockieren.

    Die Gefühle selbst sind jedoch nicht die Ursache, sondern nur der Mechanismus, der uns auf das Problem hinweist, - ähnlich wie Schmerz den Teil des Körpers identifiziert, der Hilfe braucht. Gefühle von Unglück etc. sollen uns veranlassen, in unserem Leben nach den primären Formen von Irrtum zu suchen.

    Wenn wir folgende Emotionen in uns (oder in anderen) entdecken, sind primäre Formen von Irrtum am Werk:

  • Die feste Überzeugung, daß nur WIR Recht haben
    Dies ist der feste Glaube, daß nur unsere eigenen Ideen richtig sind, und alle anderen falsch, - selbst wenn die Wirklichkeit ein völlig anderes Bild zeigt.

        Beispiel: Die Vorstellung , daß Leben aus einer Vermischung materieller Substanzen im Flutsaum der Meere entstand, ist völlig unbewiesen. Dennoch ist die Idee derart weit akzeptiert, daß es blasphemisch scheint, darauf hinzuweisen, daß dies nur eine vage, unbewiesene Vermutung ist.

        Doch sehen Sie sich die Reaktion an, die dies auslöst - entweder in denen, die Sie mit diesem Hinweis konfrontieren, oder in Ihnen selbst: - Schroffe Abweisung mit der Behauptung, daß die Idee doch absolut korrekt ist, und der Fragende wohl nicht richtig im Kopf. Jede Erörterung von Fakten wird kategorisch abgelehnt - nicht nur weil die Sachlage nicht bekannt ist, sondern weil der 'Verteidiger' gern weiter an diese Doktrin glauben möchte.

        Die Merkmale dieser Reaktion -
    • dogmatischer Glaube
    • leidenschaftliche Ablehnung, obwohl die Fakten nicht bekannt sind
    • sozialer Druck, das Modell zu akzeptieren
    • einseitige Selektion von Daten

    • fehlende Souveränität etc. -

    all dies sind klare Anzeichen dafür, daß Irrtum am Werk ist.

        Um Mißverständnis vorzubeugen:  Das bedeutet nicht, daß ein anderes Modell, das gegenwärtig en vogue ist, daher zwangsläufig das Richtige sein muß. Aus der Tatsache, daß ein bestimmtes Modell als fehlerhaft erkannt wird, läßt sich nicht folgern, daß ein entsprechendes Gegenmodell deshalb automatisch korrekt sein muß.


  • Verwirrung
    Verwirrung verwechselt Ursache und Wirkung oder nimmt falsche Ursachen an.

        Beispiel: - Viele Menschen glauben, daß äußere Einflüsse Ärger verursachen (daß Ärger durch irritierende Personen, Situationen oder Objekte entsteht).

        In Wirklichkeit entsteht Ärger durch unsere Bereitschaft, auf diese negative Emotion einzugehen - die wir dann willkürlich Objekten oder Personen zuschreiben, die sich gerade in unserer Gegenwart befinden. Zu anderen Zeiten, in denen wir nicht bereit sind, diese Art Irritation zu empfinden, mögen die gleichen Objekte oder Personen völlig andere Emotionen in uns auslösen.


  • Zweifel, Skepsis, Unsicherheit
    Mit Zweifel und Skepsis lehnen wir Impulse ab, Ideen und Handlungen neu zu orientieren, bevor sie uns überhaupt stimulieren können.

        Zweifel und Skepsis übernehmen wir meist von 'Vorbildern', die wir imitieren - Eltern, Lehrer, Anführer, Schauspieler, Politiker, Priester etc. Diese 'Vorbilder' üben oft erheblichen Druck aus, daß etablierte Ansichten und Tabus nicht hinterfragt werden dürfen und wir uns konventionellem Verhalten anzupassen haben. Wir geben diesem Druck nach, weil wir unsere soziale Position nicht gefährden wollen.

        Unbewußt fühlen wir jedoch wie trügerisch der Boden ist, auf dem wir wandeln, wenn wir Motivationen und Ansichten ungeprüft von anderen übernehmen.

        Die tiefe, versteckte Unsicherheit, die dadurch in uns entsteht, läßt uns mit Zweifel und Skepsis jede (neue) Idee zurückweisen, die uns unsere Unselbständigkeit und Unterordnung bewußt machen könnte. Dies aber verfestigt nur den Irrtum, der uns die Lebensfreude raubt.



  • Nachlässigkeit / Gleichgültigkeit
    Wir stellen Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit zur Schau, um Überlegenheit zu demonstrieren und mögliche Kritik an uns im voraus abzuwehren. Dies zementiert jedoch Irrtum und Fehleinschätzungen nur fester in unser Leben ein.

    • Nachlässigkeit ist Desinteresse an allem, was Wachstum fördern könnte.

          Wir mißachten die Fülle der Angebote, die uns das Leben präsentiert, da wir meinen, daß Wachstumsmöglichkeiten sich uns auch in aller Zukunft bieten müßten.

          Dies trifft zwar zu, doch programmiert unsere Ablehnung tief in uns eine wachsende Unfähigkeit diese Gelegenheiten auch  ERKENNEN  zu können.


    • Gleichgültigkeit ist reine Faulheit.

          Wir fühlen den Impuls, eingefahrene Verständnis- mechanismen in neuem Licht zu sehen, neue Aktivitäten auszuprobieren oder Vorurteile über Bord zu werfen, sind aber nicht bereit die erhöhte Energie aufzubringen, die neue Ideen immer fordern. Dies hält uns jedoch im Einflußbereich der negativen Gefühle, die Irrtum in uns auslösen.

    Wir mögen fest davon überzeugt sein, daß diese Emotionen unveränderlicher Bestandteil der Existenz sind. Doch ist es leicht, Irrtum und die damit verbundenen Gefühle vollständig aus unserem Leben zu entfernen.



 

Wie beseitigen wir Irrtum ?

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Einfach. - Sobald wir unser Leben auf Expansion ausrichten, verlassen wir automatisch die Sackgassen, in denen wir uns verfangen haben. Wachstum bringt unser Leben wieder in Fluß.


Wir beseitigen Irrtum, indem wir
aus den Schranken unserer jetzigen
Konzepte ausbrechen.


    Ideen und Konzepte, die auf falschen Annahmen aufbauen, erscheinen uns oft erstaunlich logisch. Solange wir in dieser Logik gefangen sind, sind wir nicht fähig, Fehler der Grundkonstruktion zu erkennen. Unsere Wahrnehmung beschränkt sich auf den Rahmen, den das fehlerhafte Konzept uns vorgibt. Irreführenden Ideen können wir daher nur entkommen, indem wir sie von außen hinterfragen.

    Dies konfrontiert uns jedoch mit einem tiefsitzenden, ungewollten Zensurmechanismus: Wir prüfen - bewußt und unbewußt - ob Erfahrungen und Ereignisse auch in das etablierte, irreführende Modell hineinpassen. Ereignisse, die nicht damit übereinstimmen, ignorieren wir, sehen sie als unwichtig an, vergessen sie oder nehmen sie nicht einmal wahr - ohne daß wir diesen Vorgang bewußt steuern.

    Sobald wir uns von dieser automatischen Reaktion befreit haben, fangen wir wieder an zu wachsen.

    Glücklicherweise ist der blockierende Mechanismus leicht zu erkennen: Wenn eine (neue) Idee starke Gefühle in uns hervorruft - Mißbilligung, Verstimmung, Eigensinnigkeit, Ärger, oder auch leidenschaftliche Verfechtung vertrauter Modelle, - dann wissen wir, daß wir unter dem Einfluß von Irrtum stehen.

    Wahre, solide, integrierte Erkenntnis kennt diese Art verspannter Emotion nicht. Wahre Erkenntnis ist immer begleitet von echter Souveränität im Gegensatz zu Arroganz, - von Inspiration im Gegensatz zu Fanatismus, - von Offenheit im Gegensatz zur Wagenburg-Mentalität irrtümlicher Konzepte.

    Wir neutralisieren diesen Zensur-Mechanismus, indem wir unser Leben neuen Einflüssen gegenüber öffnen. Das bedeutet

  • die Aggression aufzugeben, mit denen wir impulsiv neue und unbequeme Ideen ablehnen
  • die Anstrengung zu machen, überkommene, einengende Vorstellungen zu prüfen und fallen zu lassen
  • uns darüber klar werden, wie sehr ein Anklammern an alte Konzepte die Bandbreite des Lebens beschränkt

selbst wenn all dies Energie erfordert, unbequem erscheint, und ein umfassendes Neu-Überdenken der Welt nötig macht.



 

Irrtum manifestiert sich unterschiedlich - abhängig von der Stufe, auf die wir fokussieren

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In  STUFE  1  und  2

können Irrtum und dessen Konsequenzen unser Leben vollständig fehlleiten. Dies sind die einzigen beiden Stufen, in denen wir alle Intensitäten und Varianten dieser Herausforderung konfrontieren können.


In  STUFE  3
erfahren wir eine seltsame Mischung aus Irrtum und klarem Einblick in die Wirklichkeit. Dies ist ein zerbrechliches Gleichgewicht, in dem wir unfähig sind zu handeln. Mit leerem Blick sehen wir in die Gegend und sind unentschlossen, ob wir dem Sog des Irrtums nachgeben oder Energie aufbringen sollen, um klares Verständnis und inneres Wachstum wiederzugewinnen.

    Sobald dieses zerbrechliche Gleichgewicht gestört wird und eine Neigung zu emotionaler Dichte oder klarem Verständnis auftritt, sinken wir entweder auf STUFE 1 herab oder steigen wieder zur STUFE 4 auf.

    Wir erfahren diesen Zustand selten länger als zwei bis drei Minuten.


Bis  STUFE  6
kann unser Bewußtsein zeitweilig noch von Emotionen, die Irrtum in uns auslösen, beeinflußt werden. Je höher die Stufe, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten, desto klarer erkennen wir jedoch, was in uns diese Gefühle veranlaßt, und um so leichter fällt es uns, diese zu neutralisieren.



 

Praktische Tips

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  • Irrtum läßt sich nicht grundlegend dadurch beseitigen, daß wir Fakten und Daten genau prüfen. So effektiv dies in Teilbereichen auch sein mag, so wenig hilft es uns, aus umfassenden fehlerhaften Konzepten auszubrechen.

        Irrtum beseitigen wir grundlegend, indem wir kontinuierlich expandieren. Dies schärft unsere Intuition zu derart hoher Präzision, daß wir Irrtum unmittelbar erkennen, - selbst dann, wenn der, der uns die fehlerhafte Idee präsentiert, felsenfest von deren Wahrheit überzeugt ist.


  • Es ist gegenwärtig Mode, psychologisierend in der Vergangenheit zu suchen, warum unser gegenwärtiges Leben nicht funktioniert. Damit räumen wir jedoch bestenfalls nur altbekannte Verhaltensmuster um. Es gibt uns keinen Einblick, wie wir Zugang zu höheren Dimensionen erhalten.


  • Wir erhalten nie Einblick in neue Stufen, wenn wir erwarten oder darauf bestehen, daß diese neuen Ebenen mit alten, vertrauten Ansichten übereinstimmen.



Weiter mit: -  HERAUSFORDERUNG  3 - Freude am Leben


Autor:  Hermann Kuhn
Buch:  
'Unbekannte Horizonte'

ISBN: 
978-3-9811466-7-7
Copyright 2008 Crosswind Publishing, Wunstorf, Germany


Als pdf-Datei verfügbar in  DOWNLOADS

www.unbekannte-horizonte.de